Miteinander vor gott

christlich-muslimisch-jüdische begegnungsfeiern

Von 2015 bis 2019 begingen Christen und Muslime (Männer, Frauen und Kinder) einmal im Jahr zusammen in der Lutherkirche eine Begegnungsfeier. Pfarrer Hans Mörtter und die Imamin Rabeya Müller luden zu diesem Fest ein, das im Anschluss durch ein gemeinsames Mittagessen abgerundet wurde. Die Gemeinde der Liberalen Muslime Deutschland  bereitete die kulinarischen Köstlichkeiten vor, die großen Zuspruch fanden. Beim gemeinsamen Mahl wurde immer rege diskutiert. Waren wir bei der ersten Feier noch ein wenig aufgeregt, ist das schnell zur Selbstverständlichkeit geworden. Wir stellten immer wieder fest, dass wir als Menschen und auch die Religionen in wesentlichen Punkten so viele Gemeinsamkeiten haben, dass uns mehr verbindet, als uns trennen mag. 

Besonders freute uns, dass 2018 und 2019 auch Mitglieder der Liberalen Jüdischen Gemeinde teilnahmen. So hätte es auch weitergehen sollen. In den Jahren 2020 und 2021 konnten aber corona-bedingt keine Begegnungsfeiern stattfinden. Ob und wann das Format fortgesetzt wird, steht noch nicht fest.

 

Mit Imamin Rabeya Müller und Pfarrer Hans Mörtter

Das „Miteinander“ fing schon VOR der Veranstaltung an. Der Besucherstrom war so groß, dass Stühle aus dem Gemeindesaal in die Kirche getragen wurden. Trotzdem gab es immer noch Besucher:innen, die stehen mussten oder sich auf der Empore einen Platz suchten. Währenddessen bereiteten im Gemeindesaal einige Mitglieder der Liberalen Muslimischen Gemeinde Rheinland das verheißungsvoll duftende Buffet vor, das im Anschluss eröffnet werden sollte. Imamin Rabeya Müller war die – zumindest äußere – Ruhe in Person, Pfarrer Hans Mörtter besprach noch ein paar Abläufe und technische Fragen, und als sich dann unser Kantor Thomas Frerichs den Weg zum Klavier bahnte, war klar: Es geht los. Es geschieht wirklich. Christen und Muslime – Männer, Frauen und Kinder – würden zusammen feiern.

Das erste Lied war aus dem evangelischen Gesangbuch „Kommt herbei, singt dem Herrn“, gefolgt vom islamischen Gebetsruf Azan, das mit dem vielfach bekannten Allahu akbar beginnt, Gott ist größer. Neben dem Psalm 36 wurde die Sure 114 gesprochen: „Sprich: ‚Ich nehme meine Zuflucht beim Erhalter der Menschen, dem König der Menschen, dem Gott der Menschen, vor dem Übel des Einflüsterers, der entweicht und wiederkehrt, der den Menschen in die Brust einflüstert.’“

Dann wurde die gekürzte Fassung einer alten islamischen Weise gesungen, von der Yusuf Islam alias Cat Stevens eine berühmte Version vertont hat, und die bei Muslimen sehr beliebt ist,  tala albadru alayna 

Die Lesung war aus Matthäus 25, 31 – 46  vom Weltgericht.
Die Sure 112 lautete: „Sprich: ‚Er ist Gott, ein Einziger, Gott, der Absolute. Er zeugt nicht und ist nicht gezeugt worden, und nichts ist Ihm ebenbürtig.’“

Pfarrer Hans Mörtter versteht seine Gottesdienste immer in Verbundenheit mit der jüdischen Tradition und deshalb sangen wir wieder mal die jüdische Sabbath-Hymne „Hineh ma tov“ – „Schön ist’s wenn Brüder und Schwestern friedlich beisammen wohnen. In Gemeinschaft finden wir Gottes Frieden.“ Nachdem Pfarrer Mörtter bedauert hatte, dass er nicht rechtzeitig Kontakt zu Vertreter:innen des jüdischen Glaubens bekommen hatte, erfuhr er zu seiner Freude, dass zwei Mitglieder der Liberalen Jüdischen Gemeinde Köln in der Kirche saßen. So waren Vertreter aller drei monotheistischen Religionen in dieser Begegnungsfeier zugegen, wenngleich die jüdische Gemeinde sich nicht an der Gestaltung des Gottesdienstes beteiligte. Am Ende spielte Thomas Frerichs einen derart schwungvollen Gospel, dass alle standen, sich tanzend bewegten und teilweise sogar in den Armen lagen.

Beim anschließenden gemeinsamen Essen tauschten sich die Menschen rege aus.

Text: Helga Fitzner

„Das Umsetzen ist die Verteidigung der Werte“
Im Jahr 2015 haben wir das erste Mal den Sonntagmorgen mit Muslim:innen begangen. Dies hat uns noch näher gebracht, so dass wir – die Lutherkirche und die Liberale Muslimische Gemeinde Rheinland – das nun jedes Jahr einmal wiederholen möchten.  Nicht nur die kulinarischen Köstlichkeiten, zu denen die Muslimische Gemeinde im Anschluss einlud, waren ein Genuß,  „Der Kölsche Stammbaum“ mit einer Strophe auf türkisch war für Deutsche ein herrlicher Zungenbrecher, auch die orientalische Bildsprache war anregend: „Binde zuerst dein Kamel an, dann vertraue auf Gott“, riet Imanin Rabeya Müller den Gemeinden. Im Predigtgespräch mit Pfarrer Hans Mörtter schlug Rabeya Müller auf ihre heitere und bodenständige Art auch ernstere Töne an. Das Abendland brauche seine Werte vor den Muslim:innen nicht zu verteidigen, man müsse sich nur nach seinen eigenen Werte richten: „Das Umsetzen ist die Verteidigung der Werte“, sagte sie. Unsere gemeinsame christlich-muslimische Begegnungsfeier trägt sicher dazu bei, die Herzen zu öffnen und die Angst vor dem Fremden zu mindern.

Unter anderem wurde die Sure 59:9 vorgetragen:
„Und jene, die bereits vor ihnen in der Stadt wohnten und ihren Glauben ernst nahmen, sie lieben jene, die bei ihnen Zuflucht suchten, und sind nicht neidisch auf das, was denen gegeben wurde, sondern sie sehen diese Flüchtlinge gern vor sich selber bevorzugt, auch wenn sie selbst bedürftig sind. Und wer vor seiner eigenen Habsucht bewahrt ist – das sind die Erfolgreichen“.

Text: Helga Fitzner


„Gerechtigkeit ist eine Ehrerbietung gegenüber Gott“

Wenn etwas zum dritten Mal stattfindet, gilt es in Köln als Tradition. Waren wir beim ersten Mal im Jahr 2015 noch alle sehr aufgeregt und auch ein wenig unsicher, ist es mittlerweile so, als ob sich alte Freunde und Freundinnen wieder sehen. Es fühlt sich so an, als wäre gerade ein Wimpernschlag vergangen, und nun ist es also Kölner Tradition, weil Imamin Rabeya Müller von der Liberalen Muslimischen Gemeinde Rheinland, heute LMD, Liberale Muslime Deutschland, und Pfarrer Hans Mörtter  zum dritten Mal „miteinander vor Gott“ getreten sind. 

Der islamische Gebetsruf Azan wurde von Faizal, einem Imam aus Mauritius, vorgetragen. – Das Votum im Namen Gottes von Pfarrer Hans Mörtter begleitet von unserem Kantor Thomas Frerichs am Klavier. Die verwendeten Texte waren folgende (teilweise nur als Auszug):

Sure 2:186
„Und wenn dich Meine Diener über Mich befragen, so bin Ich nahe; Ich höre den Ruf des Rufenden, wenn er Mich ruft. Deshalb sollen sie auf Mich hören und an Mich glauben. Vielleicht werden sie den rechten Weg einschlagen.“

Sure 112
Sprich: „Er ist Gott, ein Einziger (112:1) Gott, der Absolute, (112:2). Er zeugt nicht und ist nicht gezeugt worden, (112:3) und nichts ist Ihm ebenbürtig (112:4).

Sura Al-Fatiha (Die Eröffnende)
Im Namen Gottes, des Allerbarmers, des Barmherzigen, (1)
alles Lob gebührt Gott, dem Herrn der Welten (2)
dem Allerbarmer, dem Barmherzigen (3),
dem Herrscher am Tage des Gerichts. (4)
Dir (allein) dienen wir, und Dich (allein) bitten wir um Hilfe. (5)
Führe uns den geraden Weg (6),
den Weg derer, denen Du Gnade erwiesen hast, nicht (den Weg) derer,
die (Deinen) Zorn erregt haben, und nicht (den Weg) der Irregehenden. (7)
Amen

Psalm 24, 1 – 6 
„… Wer unschuldige Hände hat
und reinen Herzens ist,
wer nicht bedacht ist auf Lug und Trug
und nicht falsche Eide schwört:
Der wird den Segen vom Herrn empfangen
und Gerechtigkeit von dem Gott seines Heiles“

Lesung Lukas 6, 27 – 40
„Euch, die ihr mir zuhört, sage ich: Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen…“

Frieden und Versöhnung
„Der Krieg zeigt sein hässliches Gesicht. 
Überall die Bilder von zerfetzten Körpern, 
von misshandelten Menschen, 
von stumpf gewordenen, leidvollen Gesichtern – 
Das kann nicht die Welt sein, wie Du sie gemeint hast!…“
(Aus: Bauschka/Homolka/Müller: Gemeinsam vor Gott, Gebete aus Judentum, Christentum und Islam, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, 2. Auflage 2006)
Vorgetragen von Imamin Rabeya Müller

Predigtgespräch
Im Zentrum des Dialogs zwischen Imamin Rabeya Müller und Pfarrer Hans Mörtter stand die Gerechtigkeit. Sie stellten die Frage, welche Gottesbilder wir haben und Pfarrer Hans Mörtter begrüßte alle Menschen egal welchen Glaubens und alle „Suchenden“. Rabeya Müller hob hervor, dass uns allen der Ruf nach Gerechtigkeit gemeinsam ist. Gerechtigkeit ist Ehrerbietung gegenüber Gott, und ein Wert, den es zu verteidigen lohnt. Sie übersetzte den Begriff Dschihad, der „Anstrengung“ bedeutet, und nicht „heiliger Krieg“, wie oft behauptet. wird. Im Islam wird diese Anstrengung angestrebt, um der Forderung nach Wahrheit und Gerechtigkeit nachzukommen. „Gott ist anstrengend„, erklärte die Imamin. Der Islam ist für sie keine stagnierende Religion. Wenn er ernst genommen wird, reformiert er sich aus sich selbst heraus. „Auch der christliche Glaube entwickelt sich durch die Aktivitäten der Gemeinden weiter“, sagte Pfarrer Hans Mörtter auch im Hinblick auf das 500jährige Jubiläum der Reformation. Das gelingt aber nur  Seite an Seite mit anderen, auch mit Muslimen. „Ohne das Miteinander geht nichts“, erklärte Mörtter. Dann erzählte der Pfarrer noch eine kleine Anekdote aus dem Jahr 2016. Die Gemeinde der Liberalen Muslime Deutschland hat ihr Büro in den Räumlichkeiten der Lutherkirche. Am Tag der Offenen Moschee 2016 musste die Lutherkirche als „Moschee“ herhalten. So war der Hausherr der Lutherkirche an diesem Tag zu Gast in seiner Kirche.

Zum Schluss luden die Muslime und Musliminnen wieder zum Brunch ein, bei dem alle Generationen und Menschen unterschiedlicher Herkunft regen Austausch übten.

Text: Helga Fitzner

Endlich zu Dritt

Seit 2015 begehen die Lutherkirche und die „Liberalen Muslime Deutschland“ einmal im Jahr die christlich-muslimische Begegnungsfeier „Miteinander vor Gott“, nach der die Muslimische Gemeinde hinterher noch zu einem wunderbaren Buffet einlädt. Sowohl Pfarrer Hans Mörtter als auch die Imamin Rabeya Müller waren sich aber im Klaren darüber, dass die Ursprungsreligion der drei abrahamitischen Religionen bislang fehlte: Vertreter:innen des Judentums.

In diesem Jahr ging nun der große Wunsch in Erfüllung. Günther Bernd Ginzel, Publizist, Historiker, Soziologe und vieles mehr, gestaltete die Feier mit. Er ist Jude und gilt als Pionier von Dialogen zwischen Christen, Muslimen und Juden (natürlich auch die weiblichen). So waren die drei monotheistischen Religionen endlich bei der Feier vereint.

Als Pfarrer Hans Mörtter und Imamin Rabeya Müller 2015 mit der ersten Begegnung begannen, mussten sie erst schauen, wie sich das entwickeln würde. Nun freuen sie sich sehr, dass das Konzept so wunderbar aufgegangen ist. Es war also ein historischer Tag an der Lutherkirche. Das Thema des Predigtgesprächs zwischen Rabeya Müller und Hans Mörtter lautet: „Miteinander unterwegs sein“. Hans Mörtter erklärt: „Mir ist diese Feier miteinander so wichtig, weil wir damit ein Zeichen auf Zukunft hin setzen. Nur miteinander wird es Zukunft geben.“

Text: Helga Fitzner

Ablauf der christlich-muslimisch-jüdischen Begegnungsfeier
„Unterwegs sein – geschwisterlich in Achtung und Wertschätzung“


Begrüßung durch Pfarrer Hans Mörtter

Lied: „Lord Reign In Me“ von Brenton Brown

Votum im Namen Gottes
Pfarrer Hans Mörtter mit unserem Kantor Thomas Frerichs am Klavier

Azan – muslimischer Gebetsruf auf arabisch vorgetragen von Imam Faizal
Der Text auf deutsch lautet: : „Gott ist größer (4x) ich bezeuge, dass es keinen Gott gibt außer Gott (2x) ich bezeuge, dass Muhammad der Gesandte Gottes ist (2x) kommt zum Gebet (2x) kommt zum Guten (2x) Gott ist größer (2x) es gibt keinen Gott außer Gott“

Psalm 42 – im Wechsel von Frauen/Männern
„Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser… „

Lied: „Laudate omnes gentes“

Qur’an Sure 57:2-4
auf arabisch vorgetragen vonRabeya Müller (MGR Liberal Islamischer Bund):
Deutscher Text:  „Sein ist das Königreich der Himmel und der Erde. Er (die Schöpferkraft) macht lebendig und lässt sterben und hat Macht über alle Dinge.[57:2] Gott ist der Erste und der Letzte, der Offenbare und der Verborgene, und der Kenner aller Dinge.[57:3] Gott ist es, Der die Himmel und die Erde in einer bestimmten Anzahl von Tagen erschuf, dann wandte Er Sich Seinem Reich zu. Gott weiß, was in die Erde eingeht und was aus ihr hervorkommt, was vom Himmel herniederkommt und was zu ihm aufsteigt. Und Er ist mit euch, wo immer ihr (auch) sein möget. Und Gott sieht alles, was ihr tut.[57:4]“

Günther Ginzel von der Liberalen jüdischen Gemeinde Köln
„Gebet für das Land und die Regierung“,
das regelmäßig in Synagogen gebetet wird 

„Unser G“tt und G“tt unserer Vorfahren, Schenke der Regierung dieses Landes deine Weisheit, Sei mit denen, die unser Land leiten und mit allen, die für die Sicherheit und das Wohlergehen unseres Landes Verantwortung tragen. Gib uns allen die Kraft, unseren Verpflichtungen in Liebe nachzukommen, damit Gerechtigkeit und Güte in unserem Lande wohnen. Lass unsere Herzen mit Frieden erfüllt sein. Lass die Verantwortlichen unseres Landes einander in Achtung begegnen. Lass sie sich einig sein in der Liebe zum Guten und im Willen, Gewalt und Streit abzuwehren. Gemeinsam mit allen Nationen dieser Welt lass uns nach Frieden und Gerechtigkeit streben, damit wir und die kommenden Generationen in Frieden leben. Darin möge unser Land seine Ehre finden und seinen Ruhm darin, dass es mitwirkt an der Erlösung und an der Verwirklichung der Herrschaft G“ttes auf Erden. Amen“

Lesung aus dem Evangelium nach Matthäus 25, 31 – 46

Zwei Männer und zwei Frauen, christlich und muslimisch, machen Aussagen über ihren Glauben. Dazwischen der Liedrefrain:
„Egal, wer du auch bist, wer du bist, ob Jude, Muslim, Hinduist, ob Christ Buddhist ob Atheist, das ist kein Grund für Zwist und Streit und Krieg, oh nein, oh nein“.

Bekenntnis – gemeinsam gesprochen
Die abgeänderte Fassung nach einem interreligiösen Bekenntnisses für Juden, Christen und Muslime von Manfred Görg 1938-2012 – deutscher katholischer Theologe und Ägyptologe
„Ich halte mich fest an die Schöpferkraft, die Eine und Einzige, mit den vielen Namen. Die unsere Wirklichkeit geschaffen und uns ins Leben gerufen hat. Die Menschen als ihre Zeuginnen und Zeugen erwählt, wie Noah, Abraham und Mose, und durch Propheten gesprochen hat, wie durch Jesus, den Sohn der Mirjam-Maria, und für die Musliminnen und Muslime durch Mohammed Die alle ihre Botschafterinnen und Botschafter und die wahrhaft Glaubenden annimmt. Die uns alle ihren Geist schenkt, damit wir weiter auf sie hoffen, bis sie kommt und die Welt zurecht bringt und uns alle und alles mit sich vereint. Amen.“

Lied:  Der Kölsche Stammbaum  (mit aktualisiertem Text von Gaby Falk)

Predigtgespräch zwischen Pfarrer Hans Mörtter und Imamin Rabeya Müller
„Unterwegs sein – geschwisterlich in Achtung und Wertschätzung“

Lied: Wir machen uns auf den Weg

Abkündigungen und Sammlung für Flüchtlingshilfe

Hebräisches Lied: „Hevenu shalom alejchem / Wir wünschen Frieden euch allen“

Gemeinsame Fürbitten mit Hans Mörtter, Rabey Müller und Günther Ginzel

Vaterunser in der von Papst Franziskus vorgeschlagenen Variante

„Unser Gott im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.Und leite uns aus den Versuchungen, und erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.“

Lied:
„Hineh ma tov uma na’im Shevet a-chim gam jachad.
Hineh ma tov uma na-im schewet a-chim gam-ja-chad“

Segen

Nachspiel von Kantor Thomas Frerichs am Klavier

 

Mit Pfarrer Hans Mörtter, Imamin Rabeya Müller,  Avi Applestein, Liberale jüdische Gemeinde

 

„Sehnsucht / Hoffnung – Liebe ist der Motor“

Bei unserer fünften Begegnungsfeier trafen sich erstmalig vier abrahamitische Religionen, um miteinander vor Gott zu stehen: Pfarrer Hans Mörtter und Imamin Rabeya Müller begründeten das Format, bei der vierten Feier beteiligte sich Günther Bernd Ginzel von der Liberalen jüdischen Gemeinde Köln daran, der dieses Mal aus gesundheitlichen Gründen allerdings absagen musste und herzliche Grüße an die Anwesenden ausrichten ließ. Statt seiner brachte sich sein Glaubensgenosse Avi Applestein ein. Die Vierte im Bunde war Gila Enayati von der Bahai-Gemeinde, einer Religion, die sich den abrahamitischen Monotheismus zu eigen machte, ihn aber auf ihre Art interpretiert.

Nach dem kürzlichen Attentat auf eine Moschee im neuseeländischen Christchurch kamen auch Sicherheitsbedenken für diese Veranstaltung auf. Menschen jüdischen, christlichen und muslimischen Glaubens sind global betrachtet immer wieder Opfer von Angriffen. Pfarrer Hans Mörtter spricht den Attentätern aber eine religiöse Motivation ab: „Solche Terroristen sind rechtsradikal. Das sind kranke Menschen, die eine Religion dazu missbrauchen, um ihre Morde zu rechtfertigen. Sie wollen, dass wir uns nicht sicher fühlen“. Der Israeli Avi Applestein meinte: „Gott hat uns Intelligenz und Dummheit geschenkt. Wir entscheiden uns immer wieder für die Dummheit und ziehen es vor, im Schmerz zu leben. Anstatt die Gemeinsamkeiten zu erkennen, forcieren wir viel zu sehr die Unterschiede“. Rabeya Müller rief zur „Aufrüstung“ auf: „Gemeint ist eine verbale Aufrüstung, denn zu schweigen, heißt, die anderen gewähren zu lassen“.
Hans Mörtter geht davon aus, dass unsere Gemeinde nicht bedeutsam genug ist, um in Gefahr zu sein: „Wir feiern. Hand in Hand. Miteinander. Wir sind Brüder und Schwestern in dieser Welt. Alles andere ist gelogen“. Für Hans Mörtter ist das nicht blauäugig: „Was nährt die Hoffnung? Unsere Liebe, unser Mitgefühl, unser Miteinander. Unser Mut, füreinander einzustehen, aufzustehen gegen Unrecht und Hass. Die Achtung, in der wir uns alle begegnen und die wir bekennend hochhalten“.

Und so feierten wir, auch im Anschluss im Gemeindesaal, wo die Liberalen Muslime Deutschlands wieder ein wunderbares Brunch aufgebaut hatte. Am Ende teilten wir uns gar nicht mehr in Christen, Muslime, Juden, Männer, Frauen oder andere ein. Wir waren einfach 280 Menschen, die mit ihrer Teilnahme an dieser Begegnungsfeier ein Zeichen gesetzt haben.

Zum Schluss noch ein wunderbares Beispiel jüdischen Humors. Avi Applestein erzählte diesen Witz: „Ein Rabbi ist unglücklich und spricht mit Gott: ‚O Gott, o Gott, was soll ich tun? Mein Sohn ist zum Christentum konvertiert?‘ Da antwortet Gott: ‚Was soll ich dazu sagen? Mein Sohn hat das auch getan’“.

Text: Helga Fitzner

Begrüßung
Pfarrer Hans Mörtter

Lied
„Kommt herbei, singt dem Herrn“, Kantor Thomas Frerichs am Klavier

Votum im Namen Gottes
Pfarrer Hans Mörtter und Kantor Thomas Frerichs

Azan – muslimischer Gebetsruf
Imam Faizal
„Allahu akbar (4x) Gott ist größer
Aschhadu an la illaha illallah (2x) ich bezeuge, dass es keinen Gott gibt außer Gott
Aschhadu ana Muhammada rasul Allah (2x)
ich bezeuge, dass Muhammad der Gesandte Gottes ist
Hayya la salah (2x) kommt zum Gebet
Hayyalal falah (2x) kommt zum Guten
Allahu akbar (2x) Gott ist größer
La illaha illallah es gibt keinen Gott außer Gott“

Psalm 23
vorgetragen von Avi Applestein von der Liberalen jüdischen Gemeinde Köln
„Gott weidet mich, mir fehlt es an nichts. Auf grüner Wiese lässt Gott mich lagern, zu Wassern der Ruhe leitet Gott mich sanft. Meine Lebendigkeit kehrt zurück. Gott führt mich auf gerechten Spuren – so liegt es im Namen Gottes. Wenn Finsternis tief meinen Weg umgibt, Böses fürchte ich nicht. Ja, du bist bei mir, dein Stab und deine Stütze – sie lassen mich aufatmen. Du bereitest einen Tisch vor mir, direkt vor denen, die mich bedrängen. Mit Öl salbst du mein Haupt. Mein Becher fließt über. Nur Gutes und Freundlichkeit werden mir alle Tage meines Lebens folgen, und zurückkehren werde ich in das Haus Gottes für die Dauer meines Lebens.“

Lied
„Laudate omnes gentes“, Kantor Thomas Frerichs

Imamin Rabeya Müller im arabischen Original
„Und zu den Zeichen Gottes gehört es, dass Er den Blitz zur Furcht und gleichzeitig zur Hoffnung zeigt und Wasser vom Himmel sendet und damit die Erde nach ihrem Tod belebt. Hierin sind Zeichen für Menschen, die begreifen“.
Sure [30:24]

„Und jene, die vor ihnen hier wohnten und im Glauben heimisch geworden sind, lieben jene, die bei ihnen Zuflucht suchten, und hegen in sich keine Sehnsucht nach dem, was ihnen gegeben wurde, sondern sehen die Flüchtlinge gern vor ihnen selbst bevorzugt, auch wenn sie selbst in Knappheit leben. Und wer vor seiner eigenen Habsucht bewahrt ist – das sind die Erfolgreichen.“
Sure [59:9]

Gebet
Gila Enayati – Bahaigemeinde
„Erschaffe in mir ein reines Herz, o mein Gott und schenke mir wieder ein ruhiges Gewissen, o meine Hoffnung. Bestätige mich durch den Geist der Macht in Deiner Sache, o mein Vielgeliebter, und offenbare mir Deinen Pfad durch das Licht Deiner Herrlichkeit, o du meiner Sehnsucht. Erhebe mich durch die Kraft Deiner höchsten Macht in den Himmel Deiner Heiligkeit, o Quell meines Seins und erfreue mich mit den sanften Winden Deiner Ewigkeit, o du der du mein Gott bist, lass deines ewigen Weisen Ruhe über mich strömen, o mein Gefährte, lass den Reichtum Deines Urewigen angesichts mich von allem außer Dir befreien, o mein Meister, und lass die Botschaft der Offenbarung Deines unzerstörbaren Wesens mir Freude bringen o du, der Du der Offenbarste des Offenbarten und der Verborgenste des Verbogenen bist. „

Lesung aus dem 1. Korinther – Kapitel 13,1-13

Hans Mörtter: Wenn ich wie ein Mensch rede oder wie ein Engel, und wäre ohne Liebe, bin ich ein schepperndes Blech oder eine gellende Zimbel.
Rabeya Müller: Und wenn ich die Gabe habe, die Zeichen der Zeit zu deuten, und alles Verborgene weiß und alle Erkenntnisse habe und alles Vertrauen, so dass ich Berge versetzen kann, und bin ohne Liebe, so bin ich nichts.
H. M.: Und wenn ich alles, was ich kann und habe, für andere aufwende und mein Leben aufs Spiel setze selbst unter der Gefahr, auf dem Scheiterhaufen zu enden, und bin ohne Liebe, hat alles keinen Sinn.
R. M.: Die Liebe hat einen langen Atem und sie ist zuverlässig, sie ist nicht eifersüchtig, sie spielt sich nicht auf, um andere zu beherrschen.
H. M.: Sie handelt nicht respektlos anderen gegenüber und sie ist nicht egoistisch, sie wird nicht jähzornig und nachtragend. Wo Unrecht geschieht, freut sie sich nicht, vielmehr freut sie sich mit anderen an der Wahrheit.
Sie ist fähig zu schweigen und zu vertrauen, sie hofft mit Ausdauer und Widerstandskraft.
R. M.: Die Liebe gibt niemals auf. Prophetische Gaben werden aufhören, geistgewirktes Reden wird zu Ende gehen, Erkenntnis wird ein Ende finden.
H. M.: Wir erkennen nur Bruchstücke, und unsere Fähigkeit, Zusammenhänge zu erkennen, ist begrenzt.
R. M.: Wenn aber die Vollkommenheit kommt, dann hört die Zerrissenheit auf.
H. M.: Als ich ein Kind war, da redete und dachte ich wie ein Kind und war klug wie ein Kind.
R. M.: Als ich erwachsen wurde, ließ ich zurück, was kindlich war.
H. M.: Wir sehen vorläufig nur ein rätselhaftes Spiegelbild, dann aber von Angesicht zu Angesicht.
R. M.: Heute erkenne ich bruchstückhaft; dann aber werde ich erkennen, wie ich von Gott erkannt worden bin.
H. M.: Nun aber leben wir mit Vertrauen, Hoffnung und Liebe, diesen drei Geschenken; beide: aber die größte Kraft von diesen dreien ist die Liebe.

Musik (Dhikr), Imam Hadi Schmidt-El Khaldi und Freunde
2.1. bismi Illah ir Rahman ir Rahim . Im Namen Gottes, Des Gnädigen, des Barmherzigen (Quran 2.1)
2.2 al hamdu li Illahi, Rabb il aalamiin Lob sei Gott, dem Herr der Welten (Quran 2.2.)
39:34 lahum maa yaschaa’uuna inda Rabbihim
sie werden alles was sie wünschen bei ihrem Herren haben (Quran 39:34)

Gemeindemitglieder sprechen
Person 1 Ich bin … und ich bin Bahai, ich habe die Hoffnung, dass
Liedrefrain
Egal, wer du auch bist, wer du bis, ob Jude, Muslim, Hinduist,
ob Christ Buddhist ob Atheist, das ist kein Grund für Zwist und Streit und Krieg, oh nein, oh nein
Person 2 Ich bin … und ich bin Christ*in, ich habe die Hoffnung, dass
Liedrefrain…
Person 3 Ich bin Azza und ich bin Muslim*in, ich habe die Hoffnung, dass
Liedrefrain…

Bekenntnis – gemeinsam gesprochen
Ich halte mich fest an die Schöpferkraft, die Eine und Einzige,
mit den vielen Namen.
Die unsere Wirklichkeit geschaffen
Und uns ins Leben gerufen hat.
Die Menschen als ihre Zeuginnen und Zeugen erwählt, wie Noah, Abraham und Mose, und durch Propheten gesprochen hat, wie durch Jesus, den Sohn der Maria, und für die Musliminnen und Muslime Mohammed als ihre Gesandten.
Die alle ihre Botschafterinnen und Botschafter und die wahrhaft Glaubenden annimmt. Die uns alle ihren Geist schenkt, damit wir weiter auf sie hoffen, bis sie kommt und die Welt zu Recht bringt und uns alle und alles mit sich vereint. Amen.
(abgeänderte Fassung nach einem interreligiösen Bekenntnisses für Juden, Christen und Muslime von Manfred Görg 1938-2012 – deutscher katholischer Theologe und Ägyptologe)

Lied
„Der Kölsche Stammbaum“  mit aktualisiertem Text von Gaby Falk

Predigtgespräch
Voller Sehnsucht gehen wir den Hoffnungsweg weiter
Imamin Rabeya Müller und Pfarrer Hans Mörtter

Lied
„Sister, carry on“, Kantor Thomas Frerichs

Abkündigungen und Sammlung für Flüchtlingshilfe

Lied
„Show me Lord, from the start, where’s my treasure, where’s my heart“
Kantor Thomas Frerichs

Fürbitte
Imamin Rabeya Müller, Avi Applestein, Liberale jüdische Gemeinde Köln, Gila Enayati, Bahai-Gemeinde und Martin Jahn, Lutherkirche

Unser Gott, gebetet von allen
„Unser Gott im Himmel
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und leite uns aus den Versuchungen,
und erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen. „

Jüdisches Lied nach Psalm 133,1
Hineh ma tov, Kantor Thomas Frerichs

Segen
Nachspiel