Musik, kronenkreuz und pedalschuhe

25. Jubiläum von Kantor Thomas Frerichs und Verleihung des Kronenkreuzes

Für unseren Kantor Thomas Frerichs steht die Musik im Mittelpunkt seines Lebens. Zu seinem Jubiläum wurde er am 1. Dezember 2024 mit dem Kronenkreuz der Diakonie ausgezeichnet und mit einem beschwingten Dankesgottesdienst bedacht, zu dem sich viele Weggefährten ein Stelldichein gaben. Seine beiden Chöre dichteten einige Strophen von „Macht hoch die Tür“ auf ihn um, die sie a cappella vortrugen. Pfarrer Mathias Bonhoeffer und Prädikantin Almute Löber gestalteten den Gottesdienst zusammen mit Pfarrerin Nicola Landgrebe. In deren Laudatio gab sie Ratschläge für Organisten aus dem 18. Jahrhundert zum Besten, die für großes Amüsement sorgten, weil Thomas Frerichs tatsächlich über das angeratene Schuhwerk verfügt, das ihm die Arbeit mit den Pedalen erleichtert. Im Anschluss wurde in der Kartäuserkirche gespeist und gefeiert.

Laudatio von Nicola Landgrebe zur Verleihung des Kronenkreuzes

Lieber Thomas!

Ich habe Dich schon oft vorgestellt. Und immer erschien es mir eine unzulässige Verkürzung zu sagen, Du seist unser Kirchenmusiker oder Kantor. Denn da ist soviel mehr. Du bist ein Musiker durch und durch,(das weiß jeder, der dich kennt), bist natürlich auch Kirchenmusiker, aber eben auch Chorleiter, eben auch Pianist, einer, der in der Klassik so zu Hause ist wie in der Popkultur, ein Künstler, einfach ein Hochbegabter, einer, der uns alle, die wir innerhalb oder außerhalb der Kirche sind, glücklich macht mit dem, was er macht und vor allem, wie er es macht. Einer der sich verausgabt und nie müde zu werden scheint.

Und was Du vor allem bist: Ein Menschenfreund, einer, der seine Kunst in den Dienst für andere stellt. (insofern hast du hast einen durch und durch diakonischen Beruf). Und weil ich es nicht besser ausdrücken kann, und weil noch eine Berufsbezeichnung fehlt, leihe ich mir doch gerne Worte aus alter Zeit, z.B: aus dem allgemeinen Lexicon von 1721.

Da steht: Ein Organist, ein Orgelist, ein Organarius; ein Organiste. Der, der in der Kirche auf der Orgel spielt. Diese Spezies werden unter dem Namen des Kirchendieners mit begriffen, und geniessen derselben Freyheit, derhalben billig darauf zu sehen, dass sie in Religion und Wandel richtig befunden werden, und kein Ärgerniß abgeben.

Das ist – glaube ich – zweifelsohne der Fall! Warum kann man Dich, zu so einem Anlass so ungehemmt loben? Das liegt daran: Du, lieber Thomas, liebst einfach deinen Beruf, denn du spielst mit der gleichen Genauigkeit und Empathie im Kita-Gottesdienst wie im Seniorenheim, mit der gleichen Power und dem gleichen Feinsinn im normalen Gottesdienst wie in einem großen Konzert. Du fühlst dich in die Texte, seien sie aus der Bibel oder seien sie aus schwierigster Briefliteratur, ein, übersetzt Gedanken in Musik und gibst ihnen das richtige Maß, das richtige Gewicht, den richtigen Ton.

Und noch eins: Deine Musik predigt mit, ist daher nie nur musikalisches Beiwerk, denn immer führt ein besonderer Impuls Dein Spiel, entweder einen Predigt-Gedanken musikalisch betonend, fortführend, oder ihn kritisch aufnehmend. Oft auch mit dem allerschönsten Humor!

Verstand und Gefühl sind in Deinem Spiel aufs Engste miteinander verbunden. Nun bist Du mit uns Deiner Gemeinde einen langen Weg von 25 Jahren gegangen. Viele Menschen, die heute hier sind, und auch viele, die heute nicht hier sind, können bestimmt viele schöne Geschichten erzählen. So viele Weggefährten und -gefährtinnen im Laufe der Jahre, sowohl in der Lutherkirche im Zusammenspiel mit Hans Mörtter als auch an der Kartäuserkiche zusammen mit Mathias Bonhoeffer und ein kleineres Stück inzwischen auch mir; und dann spielst Du auch noch an allen anderen Kirchen der Gemeinde. Ein langer Weg… durch die engen Gassen, breiten Straßen, verwinkelten Ecken, über Berge und Täler unseres zwar anstrengenden aber eben auch beglückenden Gemeindelebens…

Ein passendes Geschenk zu Deinem Jubiläum wären deshalb nach so einem langen Weg vielleicht auch ein Paar neue Schuhe gewesen… Aber das müssten dann wiederum ganz besondere sein!

Und ginge es nach einem Spezialisten aus der Musikwissenschaft hätten es für einen Mann wie Dich, einem Organiste, Pedalschuhe sein müssen: Denn Pedalschuhe sind nach dem ästhetischen Empfinden eines Mannes von 1806, nämlich für den Organisten Christian Friedrich Schubert, unbedingt nötig, für einen Mann wie dich.

Er sagt: Das Pedal hat große Schwierigkeiten, sowohl wegen seiner ungeheuren Stärke als wegen seiner verschiedenen Natur. Man darf selten mit dem rechten Fuße treten wie mit dem linken, denn jener gehört eigentlich in die Sphäre des obligaten Violoncellos, dieser aber grenzt an die Natur des Vilons und der Baßposaune. Man muss sich eigene Pedalschuhe verfertigen lassen, wobei die Absätze sehr hoch sein müssen, damit ich Terzen und Sprünge sogar Quarten hervorbringen kann…

Und er fügt hinzu:

Zu allen diesen großen Vorzügen des Organisten müssen noch unentbehrliche physische Vollkommenheiten hinzukommen. Seine Faust muss stark sein und ausnehmend viel Schnellkraft besitzen. Dazu werden starke Nerven erfordert und eine weitgriffige Hand und Füße fast mit Tanzfertigkeit begabt. Man sieht hieraus, wie schwer ein solches Ideal zu erreichen sei und wie hoch man einen Mann schätzen müsse, der am weitesten an diesem Maßstabe hinaufmißtl

Das träfe alles auf Dich zu, Thomas, aber ich kenne leider keinen Pedalschuh-Laden und es ist auch nicht nötig, denn heute, lieber Thomas, bekommst DU an deinem 25-jährigen Jubiläum das goldene Kronenkreuz der Diakonie. Es ist wesentlich leichter im Gewicht als die komplizierten Pedalschuhe und vor allem wesentlich gewichtiger in der Bedeutung. Denn das Kronenkreuz ist ein Symbol für Deinen außerordentlichen Dienst in der Christengemeinde. Das Kronenkreuz! Aus Anlass des 75-jährigen Jubiläums im Jahr 1923 hat der damalige „Central-Ausschuss der Inneren Mission“ begonnen, öffentlich die Zusammengehörigkeit der verschiedenen Einrichtungen der Inneren Mission zu würdigen. Das Kronenkreuz trägt also die Anfangsbuchstaben der Inneren Mission, also das „I“ und das „M“,

Das Kronenkreuz weist darauf hin, dass Gott selber in Jesus von Nazareth das Leiden und Sterben der Menschen geteilt hat, sich also in den Dienst der Menschen gestellt hat. Die Krone als Zeichen der Auferstehung und der dadurch der Hoffnung, dass Gott in Jesus Christus Leiden und Tod überwunden hat.

Dieses Kronenkreuz, lieber Thomas, wird dich daran erinnern, dass Du mit deinem Können als Musiker, Deiner Menschenfreundlichkeit, Deiner Art, Teil der weltweiten Christengemeinde zu sein, einen wertvollen Beitrag zu unser allem diakonischen Auftrag in der Kirche geleistet hast, leistest und hoffentlich noch sehr lange leisten wirst. Wir alle freuen uns mit Dir, auch in Zukunft Deine treuen Weggefährtinnen und Weggefährten sein zu dürfen. Herzlichen Glückwunsch!!!!
Pfarrerin Nicola Landgrebe am 1. Dezember 2024 anlässlich des 25. Dienstjubiläums von Kantor Thomas Frerichs

Danksagung von Almute Löber im Auftrag der Chöre

Lieber Thomas,

25 Jahre – was für ein Meilenstein! Es gibt so viele Gründe, warum wir, Deine Luther- und Südstadtchorleute, Dir von Herzen Danke sagen möchten.

Seit einem Vierteljahrhundert verwandelst Du unsere Montag- und Dienstagabende in echte Highlights der Woche. Wir gehen nicht nur mit Ohrwürmern, sondern mit einem Lächeln und oft einer besonderen Melodie im Herzen nach Hause. Deine Geduld, Dein Humor und Deine Begeisterung für Musik sind wirklich einzigartig. Ob klassisch, poppig, jazzig oder kontemplativ – Du holst aus jedem Stück das Beste heraus und machst jede Probe zu einem Erlebnis. Wer hätte gedacht, dass sich sogar in der Klassik Pop-Motive verstecken? Oder was die Johannespassion alles in ihren Notenbildern verrät? Bei Dir wird Musik nicht nur gehört, sondern gefühlt und verstanden.

Dieses Leuchten, das Du in uns entfachst, möchten wir Dir ein kleines Stück zurückgeben. Die sonnengelbe Kerze, die speziell für Dich gestaltet wurde, soll Dich daran erinnern, wie viel Licht und Freude Du in unser Leben bringst. Und wenn Du sie anzündest, denken wir an all die magischen Momente, die Du uns durch Deine Musik geschenkt hast.

Damit Deine Energie genauso strahlend bleibt, haben wir auch an Dein leibliches Wohl gedacht. Was Dich in diesem Umschlag erwartet, soll Dich ein wenig verwöhnen – weil Du es einfach verdienst!

Lieber Thomas, wer Dich kennt, weiß: Du liebst Farben und Muster, und „bunt“ ist nicht nur Deine Lieblingsfarbe, sondern auch Dein Lebensmotto. Diese bunte Vielfalt spiegelt sich in unserer Gemeinde und Deinen Chören wider. Unsere bunten Herzen hast Du längst erobert, und sie fliegen Dir mit einem herzlichen „Dankeschön“ zu. Vielleicht wirst Du auf dem einen oder anderen Herz noch eine persönliche Botschaft entdecken, die Du mit nach Hause nehmen kannst – zusammen mit den farbenfrohen Blumen, die Dich hoffentlich lange erfreuen.

Danke, dass Du uns seit 25 Jahren inspirierst, begeisterst und zusammenbringst. Auf die nächsten 25 Jahre voller Musik und Freude!

Mit ganz viel Dankbarkeit,
Deine Luther- und Südstadtchorleute