Beratung, Mahlzeiten, Hilfe
Vringstreff - Begegnungstätte und Restaurant für Menschen mit und ohne Obdach
Der Vringstreff, direkt hinter der Kirche St. Severin, ist eine Begegnungsstätte für Menschen mit und ohne Wohnung. Hier bieten wir preiswerte Getränke und Speisen (kein Verzehrzwang), angenehme und zwanglose Atmosphäre, soziale Beratung, Hilfe bei Behördengängen, kulturelle Veranstaltungen und mehr.
Im Vringstreff können die Gäste für 2,40 Euro zu Mittag essen mit Speisekarte, Bedienung, einer Kaffeeauswahl aus der Profi-Kaffeemaschine und vielen anderen Dingen, die für die meisten Menschen selbstverständlich sind. Einmal in der Woche gibt es eine medizinische Sprechstunde, während der Öffnungszeiten Internetzugang, und diejenigen, die kein eigenes Konto und keine Postanschrift haben, können die des Vringstreffs benutzen. Neben den Kulturveranstaltungen, wie Ausstellungen, Lesungen und Konzerten, gibt es auch eine Malgruppe, deren wunderbare Werke in den Räumlichkeiten ausgestellt sind. Das sind gute Rahmenbedingungen, insbesondere für die Gäste ohne Wohnung, bei einem Verein, dessen Bestehen leider immer wieder neu erkämpft werden muss.
Einzigartig ist auch der Trägerkreis des Vringstreffs e. V.: Das ist ein Zusammenschluss unserer evangelischen und katholischen Gemeinden, dem Obdachlosenheim Johanneshaus, der Bürgerinitiative Südliche Altstadt (BISA) und der Ev. Studentengemeinde der FH.
Prinz und Bauer des Kölner Dreigestirns besuchen den Vringstreff e. V.
Weil die Begegnungsstätte für Menschen mit und ohne Obdach zu klein ist, findet der Besuch des Kölner Dreigestirns dieses Mal in der Lutherkirche statt. Die Jungfrau konnte leider nicht dabei sein. Sie bekamen den Bronzenen Rievkooche überreicht und sangen mit einigen Obdachlosen Kölsche Lieder.
Das ist eine besondere und wichtige Ehrung für den Vringstreff, der immer auf Spenden angewiesen ist. Dank ans „Zweigestirn“.
Auswirkungen für die Begegnungsstätte für Obdachlose
Mitte März 2020
Das neuartige Coronavirus und die aktuelle Pandemie hatten einschneidende Auswirkungen auf den eigenen Alltag. Der Vringstreff leistete seinen Beitrag dafür, die weitere Verbreitung zumindest zu verlangsamen, und hat die Begegnungsstätte (schweren Herzens) vorerst geschlossen. Uns waren die Belange der Besucher:innen und Ratsuchenden sehr wichtig, sodass wir schnell eine Alternative für den Mittagstisch an den Start bringen wollten. Etwas Anlauf hatten wir gebraucht, aber dann war es soweit: Der Mittagstisch war wieder da – nur anders als bisher.
Mittagstisch to go
Wir freuten uns, ab dem 14. April einen Mittagstisch zum Mitnehmen anbieten zu können. Den „Mittagstisch to go“ wollten wir so lange anbieten, bis wieder ein normales Mittagstischangebot möglich sein würde. – Für Sicherheitsabstand war gesorgt. – Der „Mittagstisch to go“ musste wie jedes andere gastronomische Angebot den aktuellen Auflagen genügen. Eine Trennscheibe für die Essensausgabe hatte der langjährige Vringstreff-Unterstützer und Künstler Cornel Wachter gemeinsam mit seinem Sohn Julius eigens aus Plexiglas und Holz gebaut. Herzlichen Dank!
Der „Mittagstisch to go“ wurde vom 14. April bis 21. August 2020 gefördert durch die Deutsche Bank, die GlücksSpirale und viele private Spender:innen. (Wir danken der Glücksspirale auch für die jetzige Bezuschussung der Mehrkosten des Mittagessens zum Mitnehmen seit dem 21. September 2020! Über den großen Zuspruch für den „Mittagstisch to go“ haben wir uns gefreut. Noch ein bisschen mehr freuten wir uns, dass wir unsere Begegnungsstätte ab Montag, 24. August 2020, wieder für gemeinsames Essen öffnen können: für den Mittagstisch und das Freitagsfrühstück.
Mittagstisch und Freitagsfrühstück nur mit Voranmeldung
Besucher*innen und Mitarbeitende wollen wir – gemäß der Coronaschutzverordnung des Landes Nordrhein-Westfalen – bestmöglich schützen. Daher gelten folgende Voraussetzungen, damit Sie unser Gast sein können:
Sie entscheiden sich für eine Uhrzeit, wann Sie zum Mittagstisch (Montag bis Donnerstag) kommen möchten:
11.30 Uhr
12.30 Uhr
13.30 Uhr
Das Freitagsfrühstück gibt es von 9.00 bis 11.00 Uhr. Sie können sich die Uhrzeit Ihrer Reservierung aussuchen.
Sie melden sich (sowohl für den Mittagstisch als auch für das Freitagsfrühstück)
bei Dirk Berger verbindlich an – für den nächsten Tag oder für ein späteres Datum:
per E-Mail: dirk.berger@vringstreff.de
telefonisch (Montag – Donnerstag zwischen 15.00 und 17.00 Uhr):
Tel. 0221-2785655
Eine Teilnahme ohne Reservierung ist nicht möglich. Sie können sich selbst anmelden oder für sich selbst und eine weitere Person reservieren, die mit Ihnen am Tisch sitzen wird. Gruppenreservierungen sind nicht möglich.
Preise wie früher
Die Kosten für das Mittagessen betragen für Gäste mit Köln-Pass 2,40 €, für Gäste ohne Köln-Pass 5,00 €. Für das Freitagsfrühstück liegt der Preis bei 1,50 €.
Frisch gekocht und täglich wechselnd
Küchen- und Service-Team freuen sich sehr darauf, nun wieder mittags und zum Freitagsfrühstück Gäste bewirten zu können.
Original-Texte: Sabine Rupp von März und August 2020 auf der Webseite des Vringstreff e. V.
Interview mit Jutta Eggeling, Einrichtungsleiterin, Geschäftsführerin und Diplom-Sozialpädagogin
Der Vringstreff hatte nach dem „Mittagstisch to go“ das Restaurant im August 2020 wieder öffnen können und durfte auch während des zweiten Lockdowns offen bleiben. Wie war das möglich?
Jutta Eggeling : Wir sind für eine bestimmte Zielgruppe zuständig, nämlich Obdachlose.
Die können sich zu Hause nichts zu essen machen, weil sie entweder keine Unterkunft haben oder es von ihrer Lebenssituation her nicht schaffen würden, sich selbst mit warmem Essen zu versorgen.
Das war von den Bestimmungen her dann auch möglich.
Die Stadt hat die Verpflichtung, Obdachlosen ein Angebot zur Verfügung zu stellen und deshalb bekamen wir diese Ausnahmegenehmigung.
Die Obdachlosen gehören zu den Hauptbetroffenen der Maßnahmen. Viele Tafeln, Suppenküchen und andere Anlaufstellen waren und sind noch geschlossen.
Menschen mit dem Lebensmittelpunkt Straße sind auf zusätzliche Einnahmemöglichkeiten und Angebote angewiesen, z. B. durch den Verkauf der Obdachlosen-Zeitung. Durch die Lockdowns kam dann noch hinzu, dass die Menschen aus dem Veedel sich nicht mehr so viel im Freien bewegten und dort verweilten. Damit entfielen auch weitgehend die Spenden der Passant:innen oder die Möglichkeit, Flaschen zu sammeln, was eine gute zusätzliche Einnahmequelle ist.
Wie sind die Obdachlosen denn damit zurecht gekommen?
Sie mussten sich ihr Essen an Frittenbuden, Burger-Restaurants u. a. kaufen, wo das zur Mitnahme noch möglich war. Doch das Leben auf der Straße ist teurer als zu Hause, weil alles fertig gekauft werden muss und die Kosten für die Zubereitung wird mitbezahlt.
Der Vringstreff bietet ein volles Mittagessen für 2,40 € an. Das ist kaum zu unterbieten.
Ja, und unser Essen wird frisch gekocht, ist gesund und preiswert. Das gibt es im Lobby-Restaurant des Kölner Arbeitslosenzentrums in der Domstraße noch, aber sonst nirgendwo. Beide Stellen haben das Konzept mit Essen am Tisch und Bedienung. Es geht um Respekt und Würde und darum, den Menschen auf Augenhöhe zu begegnen.
War es schwierig, die Wiedereröffnung (unter den oben beschriebenen Maßnahmen) durchzusetzen.
Gar nicht. Wir haben bei der Stadt und dem Gesundheitsamt offene Türen eingerannt, weil sie Interesse daran haben, dass die Menschen auf der Straße versorgt sind. Wenn man schon einen „Fahrplan“ hat, ist das gut. Am Anfang mussten wir herausfinden, was möglich ist.
Wie ist das mit der Corona-Rückverfolgung bei Obdachlosen?
Die ist nur eingeschränkt möglich, wenn einer keine Adresse hat. Aber die meisten haben eine Handy-Nummer. Wir können die Menschen im Notfall kontaktieren. Zu 99 % schätze ich.
Wie haben die Obdachlosen auf die strengen Vorschriften reagiert?
Es gab kaum Widerstände gegen die Hygienemaßnahmen und Auflagen. Die Menschen waren froh, dass sie hier wieder essen konnten. Es gibt eine große Akzeptanz.
Das Interview führte Helga Fitzner am 4. März 2021