JAHRESRÜCKBLICK Die Lutherkirche in Zeiten von Corona

Unsere Maßnahmen von März 2020 bis März 2021

Was sich im Jahr 2019  noch kaum jemand vorstellen konnte

Pfarrer Hans Mörtter skizziert die Ereignisse der vergangenen zwölf Monate, in denen er mehrfach dringende Spendenaufrufe veröffentlichte, die von vielen Menschen dankenswerterweise erhört wurden:

„Mitte März 2020 begann der Lockdown. Ich rief sofort einen Spenden-Corona-Hilfsfonds ins Leben, worüber blitzschnell gut 320.000,- Euro zusammenkamen. Damit versuchte ich Menschen in Corona-Not regelrecht zu retten, was gelang. Vor allem alleinerziehende Mütter im Armutsbereich kamen und kommen aus der ganzen Stadt zur Lutherkirche, wo ihnen wirkkräftig geholfen wird. Im ARD-Beitrag „Die Krise überstehen“ vom 19.04.2020 gibt es einen Eindruck der Corona-Hilfe an der Lutherkirche (siehe unten

Auch die Unterstützung unserer vielen Künstler:innen läuft gut. Wir haben sie im Blick, fragen nach, helfen, retten.

Dazu begannen Anfang Juni die „Hofkonzerte“ mit jeweils 100 Besucher:innen, die wir bis zum Lockdown Anfang November erfolgreich durchführen konnten. Die Lutherkirche war einer der wenigen Orte in der Stadt, wo Kultur in diesen Monaten live stattfinden konnte.

Mit der Weihnachtswunsch-Aktion „Christkind-Helfer:innen Lutherkirche“ wurden gut 500 Traum-Kinderwünsche erfüllt. Darunter eine Geige mit jährlichem Geigenunterricht, ein Klavier (3.500,- Euro gebraucht) und jährlicher Klavierunterricht. – Die Aktion läuft seit 12 Jahren und jedes Jahr werden es mehr Kinder aus armen Verhältnissen aus der gesamten Stadt. Organisatorisch möglich ist das nur dank der IT-Unterstützung der Firma Platinion mit der aufwändigen interaktiven Seite. Meine Assistentin Monika Hagenmayer und ich dirigieren die Aktion jedes Jahr zusammen mit einen Stab von Ehrenamtlichen.

Über die Lutherkirche hinaus war im Frühjahr 2020 eine Aktion am Großmarkt nötig, wo eine seit Jahren leer stehende große Immobilie von 40 Obdachlosen besetzt war. Ich trat an ihre Seite und konnte zwei angedrohte Räumungen verhindern. Auf meine Initiative zusammen mit Martin Stankowski beschloss der Kölner Stadtrat Ende Juni, eine Immobilie für selbstverwaltetes Wohnen und Arbeiten zur Verfügung zu stellen.

Der Vringstreff e. V. kaufte dank Spenden die ersten zwei Appartements für Wohnungslose und begann, „Housing first“ in Köln umzusetzen. Das wird ausgeweitet werden in Zusammenarbeit mit der Aachener Siedlungsgesellschaft.

2021
Die Corona-Hilfe hat immense Ausmaße angenommen. Kinderarmut wird zu einem fokussierten Thema der Lutherkirche. Jugendzentren in Buchheim, Chorweiler, Meschenich („Kölnberg“), Porz, Leverkusen werden unterstützt. In Zusammenarbeit mit „Laachende Hätze e.V.“ werden im März und April 2021 zweiwöchentlich arme Familien mit 200 Nahrungsmittelpaketen à 11 Kg. versorgt.“
Text: Pfarrer Hans Mörtter im März 2021

Zwischen Öffnen und Schließen: Ein Bericht von Sonja Grupe

Das Jahr 2020 hatte wie in den Jahren zuvor begonnen, mit unserer beliebten Silvester-Party und mit Konzerten. Der Februar stand natürlich im Zeichen von Fastelovend: mit den mittlerweile traditionellen Karnevalsmärkten, Karnevalspartys, dem Südstadtzug und der Nubbelverbrennung nichts ahnend, was in Kürze auf uns zukommen würde.

Die Corona-Krise mit ihren Lockdowns hat uns getroffen wie alle anderen Veranstaltungsorte auch. Wir mussten Veranstaltungen von März bis Mai absagen; von Tag zu Tag neu schauen, was laut den Verordnungen geht und was nicht; kurzfristig umplanen und organisieren. Wir haben ein Hygienekonzept entwickelt, unsere Gegebenheiten analysiert und geprüft, was unter den Umständen möglich ist, welche Formate wir statt den Üblichen noch anbieten könnten und das Ganze aktualisiert bei jeder neuen Verordnung.

Es wurden neue Ideen entwickelt, um trotz der Beschränkungen die Menschen zu erreichen und Mut zu machen: zunächst Balkonkonzerte, die erste Möglichkeit überhaupt, mit einem kleinen Publikum auf der Straße und in den Nachbarwohnungen live zu gehen. Dann jede Woche eine digitale Botschaft, das „Wort zum Sonntag“, von Pfarrer Mörtter, und zwei Filme über die Geschichten von Luzie & Raphael, beide jederzeit abrufbar von unserem Youtube-Kanal. – Wie viele andere haben wir den ersten Lockdown zur Renovierung genutzt und unsere Fassade gestrichen.

Ab Anfang Juni waren wieder kleine Veranstaltungen erlaubt. Schnell war ein Open-Air-Programm im Hof kreiert. Bis Ende Oktober gab es 34 mal Musik, Comedy, Lesungen: Wilfried Schmickler, Gerd Köster, Richard Bargel, Toi et Moi, Klaus der Geiger, Tom Words, Elli & Tina, Kozmic Blue, Orchester der Liebe, u.v.m. Immer mit begrenzter Zuschauerzahl, immer unter Einhaltung der Corona-Schutzmaßnahmen, bei Regen konnten wir ad hoc in die Kirche wechseln. Es waren kleine Veranstaltungen, aber dennoch immer etwas Besonderes mit dem Wissen, dass sie nicht selbstverständlich waren. So waren wir in Köln einer der ganz wenigen Orte, die überhaupt Konzerte veranstaltet haben.

Schnell wurde ein Spendentopf eingerichtet, mit dem wir Musiker:innen, aber auch kleine Geschäfte und Betriebe in der Südstadt unterstützten. Ganz besonders aber lag das Augenmerk von Pfarrer Mörtter auch auf Kindern und alleinerziehenden Müttern im Hartz-IV-Bereich, denen schnell und unbürokratisch Hilfe geleistet werden konnte – über die Südstadt hinaus. Es wurden bis Ende des Jahres 282.000,00 € an Südstadt Leben e. V. gespendet (weitere Spenden an die Ev. Gemeinde) und 212.000 an Unterstützung wieder ausgezahlt, dazu auch zahlreiche Sachspenden. Ganz besonders wichtig war dabei die Aktion mit den Laptops. Insgesamt 60 wurden gespendet oder günstig gekauft, aufgearbeitet und an Kinder und Jugendliche weitergegeben, die sie dringend für das Home-Schooling brauchten.

Gegen Ende des Jahres wurden bei der diesjährigen Weihnachtswunschaktion 486 Wünsche von 267 Kindern durch 801 Spender:innen erfüllt. Mit Hilfe vom Hauptsponsor BDG Platinion und seiner Dialog-App konnte die Aktion durchgeführt werden – und natürlich durch unzählige tatkräftige Christkind-Helferlein.

Ein großer Dank geht an alle Spender:innen und Helfer:innen, die 2020/21 mit kleinen und großen Summen oder tatkräftiger Hilfe zu allen Aktionen beigetragen haben. Ohne Euch war und ist das nicht möglich!!

Natürlich gab es Verluste für uns als Veranstalter, für die Getränkelieferanten und für die Musiker:innen. Aber dennoch waren besonders die Hofkonzerte ein sichtbares Zeichen dafür, dass wir weiterhin da sind, um das möglichst Beste aus der Situation zu machen. Wir hören auch nicht auf und werden weiter überlegen, was noch möglich ist.

Mit Zuversicht blicken wir auf 2021 – es gibt keine Alternative. Wir lassen uns nicht unterkriegen!!

Sonja Grupe, Nadine Pils und Euer Team vom Südstadt-Leben-Verein

Direkt-Link zu allen Mitschnitten der Hofkonzerte

HOF-KONZERTE 2020

06.06. Kozmic Blue
10.06. GoodGirls Elli & Tina
13.06. Who’s afraid of the big bad wolf?
18.06. Richard Bargel
20.06. Tom Words & Friends
25.06. Schank
28.06. Hof-Lesung mit Gerd Köster / Konzert Köster und Hocker
02.07. Gäng Latäng
04.07. Pearls
05.07. Köster Hocker – Wupp, Zusatzkonzert
08.07. Sommerplatte
11.07. Hof-Comedy Boing! Comedy Club
16.07. Wrecia Ford
18.07. Hof-Comedy English Comedy Night
08.08. Toi et moi
14.08. Hof-Kabarett Wilfried Schmickler
20.08. Band of Plenty
22.08. Matthew Robb
23.08. Orchester der Liebe
28.08. Steve Crawford & Sabrina Palm
03.09. Sternenhändler
04.09. Breezewood
12.09. Aus der Luft und den Saiten
13.09. Gefyra-Brücken
18.09. Celina´s Mangoo Factory
19.09. Hof-Kabarett: Wilfried Schmickler
20.09. Orchester der Liebe – Zusatzkonzert
27.09. Zass
03.10. Francofolie außerhalb der Hofkonzerte: Aalma Dili + Toi et moi
09.10. Hop Stop Banda
11.10. Mo Torres
24.11. Mathias Nelles & Band
25.10. Klaus der Geiger und Marius Peters
30.10. Tom Words & Céline

Jeden Samstag Ansprache von Pfarrer Hans Mörtter
Da persönliche Zusammenkünfte in der Lutherkirche derzeit nicht möglich sind, wurden wir auf Facebook aktiver.

Ostern unter Corona-einschränkungen

Kunst und Gottesdienste während der Karwoche 2020

PASSIONSZEIT

Unser Kurator Rochus Aust erschuf zusammen mit verschiedenen Künstler*innen und Pfarrer Hans Mörtter einige klangbasierte Installationen, die auf c-view zu sehen sind.

„Unterbrechung“ ist das neue Format von Pfarrer Hans Mörtter und unserem Kurator Rochus Aust, das die bisherigen Nachtstillen und die „passio“ ersetzt.

Montag, 6. April 2020 · ab 16.00 h online abrufbar unter LTK4 c-view
UNTERBRECHNUNG #05 · COLLISIO
mit Verena Barié/Köln-Amsterdam (Blockflöten/Elektronik) Constantin Herzog/Köln (Kontrabass)
Rochus Aust/Köln (Trompeten)

Dienstag, 7. April 2020 · ab 16.00 h online abrufbar unter LTK4 c-view
UNTERBRECHNUNG #06 · GLOBUS IGNEUS
mit Oxana Omelchuk/Köln (Orgel/Elektronik)
Constantin Herzog/Köln (Kontrabass)
Rochus Aust/Köln (Trompeten)

Mittwoch, 8. April 2020 · ab 16.00 h online abrufbar unter LTK4 c-view
UNTERBRECHNUNG #07 · RELIQUIAE
Mark Polscher/München (Elektronik)
Constantin Herzog/Köln (Kontrabass)
Rochus Aust/Köln (Trompeten)

Gründonnerstag, 9. April 2020 – Der Mahlgottesdienst enfällt
Alternativ hat Pfarrer Mathias Bonhoeffer ein Video erstellt

Karfreitag 10. April 2020 · 11.00 Uhr online aufrufbar unter LTK4 c-view
UNTERBRECHNUNG #08 · INFINITUM
Pfarrer Hans Mörtter
Verena Barié/Köln-Amsterdam (Blockflöten/Elektronik)
Oxana Omelchuk/Köln (Orgel/Elektronik)
Mark Polscher/München (Elektronik)
Constantin Herzog/Köln (Kontrabass)
Rochus Aust/Köln (Trompeten)

OSTERSONNTAG

In diesem Jahr werden die musikalischen UNTERBRECHUNGEN der Karwoche in der Lutherkirche als Online-Meditationen angeboten.

Erbeben, Blitz und Steinverschiebung bereiten am Ostersonntag die Stille
der Leere vor.
Die Losung lautet: Fürchtet Euch nicht!
Und wie die Frauen vor dem leeren Grab, steht die Gemeinde vor der
leeren Kirche.
Undenkbar und doch angekündigt.
Unfassbar und doch real.
Unerklärlich und doch längst begründet.
Und aus zwei Metern Abstand klingt die vertrauensvolle Stimme:
„Fürchte Dich nicht vor…“
Text: Rochus Aust

Ostersonntag, 12. April 2020 WURDE AUFGEZEICHNET
mit Pfarrer Hans Mörtter, Mezzosopranistin Agnes Erkens und
unserem Kantor Thomas Frerichs

OSTERFEUER – Verbrennung von Freiwerdungs-Scheinen
Ihr kennt das Ritual von Palmsonntag aus den letzten Jahren:Wir verbrannten auch in diesem Jahr die Freiwerdungs-Scheine im Osterfeuer! Da Palmsonntag ausfallen musste, sandten viele ihre Scheine an Pfarrer Hans Mörtter mit Antworten auf die Fragen: Was belastet Euch, was erdrückt Euch, was macht Euch Angst, wovon wollt Ihr frei werden?

 

Neben vielen Aktivitäten in Köln engagiert sich Pfarrer Hans Mörtter auch weit darüber hinaus. Trotz Corona und festungsähnlicher Abriegelung schaffte er es im Okober, in das Flüchtlingslager Vathy auf der griechischen Insel Samos zu kommen.

Dort wurden er und seine Begleiter:innen Zeugen menschenunwürdiger barbarischer europäischer Flüchtlingspolitik. Er bleibt dran und hat auch Fotos und Bilder mitgebracht, die in verschiedenen Medien verwendet wurden.
Viele Medien haben über seine seltenen Einblicke berichtet.

Artikel auf t-online vom 03.02.2021 – Kölner Pfarrer will Reformen
Interview von „glaubenslektuere“ vom 02.12.2020
Podcast von Peter Pauls vom Kölner Presseclub am 19.11.2020
Podcast-Folge: Von Helden und Machern vom 13.11.2020
Interview auf Domradio vom 19.10.2020

Artikel im Kölner Express vom 16.10.2020

Ansprache Jahrestag Hiroschima 06.08.2020
„Mütter hungern“ Bericht über den Hilfsfond, Express 11.05.20
„Flammender Mutmach-Appell“ im Express vom 27.03.2020 mit Video

Artikel über alleinerziehende Mütter in Chrismon vom 20.03.2020

 

Essensausgabe im Vringstreff während der Corona-Maßnahmen, Foto: Jutta Eggeling

Der Vringtreff e. V. hat zäh darum gerungen, auch während des Lockdowns für die Obdachlosen erreichbar zu bleiben. Die Leiterin des Vringstreffs, Jutta Eggeling, berichtet über die trotzdem geleistete Hilfestellung, Essensausgabe und Corona-Rückverfolgung bei Obdachlosen.

Auswirkungen für die Begegnungsstätte für Obdachlose

Mitte März 2020
Das neuartige Coronavirus und die aktuelle Pandemie hatten einschneidende Auswirkungen auf den eigenen Alltag. Der Vringstreff leistete seinen Beitrag dafür, die weitere Verbreitung zumindest zu verlangsamen, und hat die Begegnungsstätte (schweren Herzens) vorerst geschlossen. Uns waren die Belange der Besucher:innen und Ratsuchenden sehr wichtig, sodass wir schnell eine Alternative für den Mittagstisch an den Start bringen wollten. Etwas Anlauf hatten wir gebraucht, aber dann war es soweit: Der Mittagstisch war wieder da – nur anders als bisher.

Mittagstisch to go
Wir freuten uns, ab dem 14. April einen Mittagstisch zum Mitnehmen anbieten zu können. Den „Mittagstisch to go“ wollten wir so lange anbieten, bis wieder ein normales Mittagstischangebot möglich sein würde. – Für Sicherheitsabstand war gesorgt. – Der „Mittagstisch to go“ musste wie jedes andere gastronomische Angebot den aktuellen Auflagen genügen. Eine Trennscheibe für die Essensausgabe hatte der langjährige Vringstreff-Unterstützer und Künstler Cornel Wachter gemeinsam mit seinem Sohn Julius eigens aus Plexiglas und Holz gebaut. Herzlichen Dank!

Der „Mittagstisch to go“ wurde vom 14. April bis 21. August 2020 gefördert durch die Deutsche Bank, die GlücksSpirale und viele private Spender:innen. (Wir danken der Glücksspirale auch für die jetzige Bezuschussung der Mehrkosten des Mittagessens zum Mitnehmen seit dem 21. September 2020! Über den großen Zuspruch für den „Mittagstisch to go“ haben wir uns gefreut. Noch ein bisschen mehr freuten wir uns, dass wir unsere Begegnungsstätte ab Montag, 24. August 2020, wieder für gemeinsames Essen öffnen können: für den Mittagstisch und das Freitagsfrühstück.

Mittagstisch und Freitagsfrühstück nur mit Voranmeldung
Besucher*innen und Mitarbeitende wollen wir – gemäß der Coronaschutzverordnung des Landes Nordrhein-Westfalen – bestmöglich schützen. Daher gelten folgende Voraussetzungen, damit Sie unser Gast sein können:
Sie entscheiden sich für eine Uhrzeit, wann Sie zum Mittagstisch (Montag bis Donnerstag) kommen möchten:

11.30 Uhr
12.30 Uhr
13.30 Uhr

Das Freitagsfrühstück gibt es von 9.00 bis 11.00 Uhr. Sie können sich die Uhrzeit Ihrer Reservierung aussuchen.

Sie melden sich (sowohl für den Mittagstisch als auch für das Freitagsfrühstück)
bei Dirk Berger verbindlich an – für den nächsten Tag oder für ein späteres Datum:
per E-Mail: dirk.berger@vringstreff.de
telefonisch (Montag – Donnerstag zwischen 15.00 und 17.00 Uhr):
Tel. 0221-2785655

Eine Teilnahme ohne Reservierung ist nicht möglich. Sie können sich selbst anmelden oder für sich selbst und eine weitere Person reservieren, die mit Ihnen am Tisch sitzen wird. Gruppenreservierungen sind nicht möglich.

Preise wie früher
Die Kosten für das Mittagessen betragen für Gäste mit Köln-Pass 2,40 €, für Gäste ohne Köln-Pass 5,00 €. Für das Freitagsfrühstück liegt der Preis bei 1,50 €.

Frisch gekocht und täglich wechselnd
Küchen- und Service-Team freuen sich sehr darauf, nun wieder mittags und zum Freitagsfrühstück Gäste bewirten zu können.

Original-Texte: Sabine Rupp von März und August 2020 auf der Webseite des Vringstreff e. V.


 

Interview mit Jutta Eggeling, Einrichtungsleiterin, Geschäftsführerin und Diplom-Sozialpädagogin

Der Vringstreff hatte nach dem „Mittagstisch to go“ das Restaurant im August 2020 wieder öffnen können und durfte auch während des zweiten Lockdowns offen bleiben. Wie war das möglich?

Jutta Eggeling : Wir sind für eine bestimmte Zielgruppe zuständig, nämlich Obdachlose.
Die können sich zu Hause nichts zu essen machen, weil sie entweder keine Unterkunft haben oder es von ihrer Lebenssituation her nicht schaffen würden, sich selbst mit warmem Essen zu versorgen.

Das war von den Bestimmungen her dann auch möglich.

Die Stadt hat die Verpflichtung, Obdachlosen ein Angebot zur Verfügung zu stellen und deshalb bekamen wir diese Ausnahmegenehmigung.

Die Obdachlosen gehören zu den Hauptbetroffenen der Maßnahmen. Viele Tafeln, Suppenküchen und andere Anlaufstellen waren und sind noch geschlossen.

Menschen mit dem Lebensmittelpunkt Straße sind auf zusätzliche Einnahmemöglichkeiten und Angebote angewiesen, z. B. durch den Verkauf der Obdachlosen-Zeitung. Durch die Lockdowns kam dann noch hinzu, dass die Menschen aus dem Veedel sich nicht mehr so viel im Freien bewegten und dort verweilten. Damit entfielen auch weitgehend die Spenden der Passant:innen oder die Möglichkeit, Flaschen zu sammeln, was eine gute zusätzliche Einnahmequelle ist.

Wie sind die Obdachlosen denn damit zurecht gekommen?

Sie mussten sich ihr Essen an Frittenbuden, Burger-Restaurants u. a. kaufen, wo das zur Mitnahme noch möglich war. Doch das Leben auf der Straße ist teurer als zu Hause, weil alles fertig gekauft werden muss und die Kosten für die Zubereitung wird mitbezahlt.

Der Vringstreff bietet ein volles Mittagessen für 2,40 € an. Das ist kaum zu unterbieten.

Ja, und unser Essen wird frisch gekocht, ist gesund und preiswert. Das gibt es im Lobby-Restaurant des Kölner Arbeitslosenzentrums in der Domstraße noch, aber sonst nirgendwo. Beide Stellen haben das Konzept mit Essen am Tisch und Bedienung. Es geht um Respekt und Würde und darum, den Menschen auf Augenhöhe zu begegnen.

War es schwierig, die Wiedereröffnung (unter den oben beschriebenen Maßnahmen) durchzusetzen.

Gar nicht. Wir haben bei der Stadt und dem Gesundheitsamt offene Türen eingerannt, weil sie Interesse daran haben, dass die Menschen auf der Straße versorgt sind. Wenn man schon einen „Fahrplan“ hat, ist das gut. Am Anfang mussten wir herausfinden, was möglich ist.

Wie ist das mit der Corona-Rückverfolgung bei Obdachlosen?

Die ist nur eingeschränkt möglich, wenn einer keine Adresse hat. Aber die meisten haben eine Handy-Nummer. Wir können die Menschen im Notfall kontaktieren. Zu 99 % schätze ich.

Wie haben die Obdachlosen auf die strengen Vorschriften reagiert?

Es gab kaum Widerstände gegen die Hygienemaßnahmen und Auflagen. Die Menschen waren froh, dass sie hier wieder essen konnten. Es gibt eine große Akzeptanz.

Das Interview führte Helga Fitzner am 4. März 2021

 

LUZIE UND RAPHAEL: KINDERFILME gegen die Angst vor Corona

Prädikantin Alida Pisu, Foto: Sarah Sondermann

Prädikantin Alida Pisu
Knurz und knapp

ist der kabarettistisch angehauchte Beitrag auf Video von unserer Presbyterin und Hobbyköchin.

KLAUS DER GEIGER MIT SEINEM CORONA-LIED

Fensterausstellung "15 Jahre Obdachlosenfrühstück 2020" von Ingrid Bahß im Vringstreff, Foto: Helga Fitzner

Fensterausstellung am Vringstreff
Das Obdachlosenfrühstück musste im Jahr 2020 eingestellt werden. Die Künstlerin Ingrid Bahß erinnerte in ihrer Fotoausstellung an dessen 15-jänrige Geschichte.
Eine wunderbare Idee, während des Lockdowns eine Maßnahmen-konforme Ausstellung auf die Beine zu stellen.

Rund um die Uhr
vom 29. Oktober bis 25. November 2020
Vringstreff e.V., Im Ferkulum 42, 50678 Köln

15 Jahre Obdachlosenfrühstück der Dr.-Peter-Deubner-Stiftung
Ein liebevoll dekorierter Tisch, Brötchen, frisch gebrühter Kaffee, Marmelade, ein Ei, frisch gepresster Orangensaft und Musik – so kann man in den Sonntag starten. Dazu noch nette Menschen, mit denen man am Frühstückstisch sitzt.

2005 hat Dr. Peter Deubner das Obdachlosenfrühstück ins Leben gerufen, das in Partnerschaft mit dem Diakonischen Werk Köln und Region organisiert wird.
Im Vringstreff e.V., in der Mülheimer Selbsthilfe e.V. und im Bürgerzentrum Ehrenfeld können Obdachlose, andere Bedürftige und einsame Menschen sonntägliche Erholung finden, Gespräche führen und nach Herzenslust kostenlos frühstücken.

Eines ist klar, ohne die kompetente und engagierte Zusammenarbeit und Weiterführung der Initiativen der Dr. Peter Deubner Stiftung durch die Diakonie Köln wäre das Obdachlosenfrühstück nicht zu meistern. Der besondere Dank gilt auch den ehrenamtlichen Mitarbeitern, betont Dr. Peter Deubner immer wieder.

Ingrid Bahß hat über die Jahre diese Initiative mit der Kamera begleitet und dadurch die besondere Atmosphäre eines besonderen Frühstücksangebotes in zahlreichen Schwarz-Weiß-Aufnahmen festgehalten.
Text: Ingrid Bahß