UNTERBRECHUNG 2020 FALLOUT

FALLOUTFORMAT: STILLE

Anläßlich der Einschränkungen wegen Covid-19*/**/*** zeigen wir immer mittwochs in unserer C-VIEW SERIES Audio- und Videoeindrücke aus aktuellen und vergangenen Werkproduktionen Klangbasierter Künste im LTK4.

Die nukleare Stille- die Stille am Tag danach – haben wir selbst gemacht. Unsere größte technische Leistung ist gleichzeitig auch unsere größte körperliche Bedrohung und offenbart unser größtes geistiges Unvermögen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die nukleare Stille auch die finale Stille sein wird, ist erstaunlich hoch. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir dies vergessen haben werden, ist noch weitaus höher.
Als vor 75 Jahren die Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki gefallen waren, glaubten die Augenzeugen noch, dass der Fallout eine Erkenntnis mittransportieren würde: Angesichts des unbeschreiblichen Schreckens, könnte es nie wieder einen Krieg geben. Doch der Krieg verlagerte sich in den privaten Sektor und der Schrecken wurde nur in kleinen Portionen mitgeliefert: zivile atomare Nutzung; Kontamination als nicht nennenswerter punktueller Kollateralschaden, „kalkulierbar, beherrschbar, unverzichtbar“.

Die Unterbrechung der nuklearen Stille ist ein fortlaufender Vorgang. Zuviel und zuoft und zuweitweg und zuwenigsichtbar sind die Vorfälle und zugerne glauben wir, dass es nochmal gut gegangen ist, wenigstens so halbwegs oder eben woanders.

Und allmählich, ähnlich wie der Fallout, senkt sich eine neue Stille – die Stille vor der Katastrophe – auf uns herab: ebenfalls selbst gemacht, als Schutz und potentiell nicht todbringend.

Und so brauchen wir die Unterbrechung der (verseuchten) Stille, die keine ist, genauso, wie die (Seuchen-)Stille, die Unterbrechung erzwingt, um zu erkennen, dass schlussendlich die Schöpfung ganz anders aussehen könnte, hätten wir dies nur nicht immer wieder vergessen gehabt.

Text und Grafik: LTK4 Rochus Aust